Mit einem Lächeln trotz grauer Regenwolken am Himmel bewiesen Cuxhavener Bürger*innen und Chöre, dass das Feuer der Einheit und des Gesangs nicht so leicht gelöscht werden kann. Unter der Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ sollte das offene Singen und Musizieren anlässlich des 33. Jahrestags der Deutschen Einheit bundesweit Zeichen setzen. In Cuxhaven kam es jedoch ein wenig anders.
Nach einer Entscheidung unter den Organisatoren wurde das geplante Chorkonzert vom Buttplatz ins Rathaus verlegt, um nicht im Regen stehen zu müssen. Der Oberbürgermeister Uwe Santjer, trotz allem in aufgeräumter Stimmung, begrüßte die Anwesenden mit einer charmanten Bemerkung über die „Wohlfühlqualität“ des Rathauses, die jener der Elbphilharmonie in nichts nachstehen würde.
Im Schutz des prachtvollen beleuchteten Rathauses intonierten die Chöre „Faith, Hope and Love“, „LiG Harmonics“, „Sunset Chords“, „Stimmstärke 10“ und „Sohl’nborger Büttpedder“ eine Palette von Liedern unterschiedlichster Stilrichtungen. Vom freiheitsbejahenden „Die Gedanken sind frei“ bis hin zum multilingualen Friedensaufruf „Hevenu shalom alechem“ erklangen die Melodien der Hoffnung und Gemeinschaft.
Doch trotz des symbolträchtigen Anlasses und der eindrucksvollen Akustik des Rathauses war die Stimmung unter den Anwesenden verhalten. Ein spürbarer Widerstand gegenüber den Animateur*innen, die das Publikum zum Mitklatschen bewegen wollten, legte einen leichten Schatten über das Ereignis.
Ein weiterer Kritikpunkt betraf die Einbindung der Schülerinnen der lokalen Gymnasien. Die Wahrnehmung, dass Kinderchöre vielleicht nur als Mittel zur Publikumsgenerierung eingebunden wurden, schien bei einigen durchzusickern und hätte bei besserer Choreographie und Integration vermieden werden können.
Oberbürgermeister Santjer zeigte sich jedoch unerschütterlich fröhlich, besonders als er die Kinder im grünen T-Shirt des Lichtenberggymnasiums persönlich auf die Bühne holte und aufmunterte. Während die Kinder des AAG Gymnasiums in der Schlussphase eher unauffällig und abseits platziert wurden.
Die Veranstaltung fand ihren Höhepunkt und Abschluss im gemeinsamen Singen von „Freude, schöner Götterfunken“, einem Lied, das durchaus das Potential gehabt hätte, noch eindrucksvoller zu sein, wäre das gesamte Singen mit einer abgestimmten Choreographie aller Chöre unterstrichen worden.
Die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ bleibt ein wichtiges Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, gerade in Zeiten, in denen das Zusammenkommen nicht immer selbstverständlich ist. Cuxhaven hat gesungen – und es wird wieder singen, vielleicht beim nächsten Mal mit einem noch inklusiveren und choreographisch durchdachten Konzept, das alle Teilnehmenden in das gleiche, helle Licht rückt.