27. Oktober 2024

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Sumpf – Blutauge ist Pflanze des Jahres

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Mit seinen purpufarbenen bis blutroten Blüten ist das Sumpf-Blutauge ein wahrer Hingucker in Mooren © Julian Denstorf

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Wurden Moore in Märchen und Gedichten früher oft als schaurige und gefährliche Orte dargestellt, stehen sie heute für die drängendsten Themen unserer Zeit: den Arten- und Klimaschutz. 95 % der Moorflächen Deutschlands gelten als zerstört – eine verheerende Bilanz sowohl für die hochspezialisierten Arten, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind, als auch für die Senkung der Emissionen klimaschädlicher Gase. **Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges (Comarum palustre) zur 46. Blume des Jahres ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz der moorigen Ökosysteme auf und stellt deren Bedeutung für Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen in den Vordergrund. **

Mehr als 95 Prozent der Moorgebiete Deutschlands wurden durch Entwässerung und Torfabbau zerstört © Hermann TimmannMehr als 95 Prozent der Moorgebiete Deutschlands wurden durch Entwässerung und Torfabbau zerstört © Hermann Timmann

Hummeln und weitere Wildbienenarten finden an den Blüten der Blume des Jahres 2025 Nektar und Pollen © Cyrille ClaudelHummeln und weitere Wildbienenarten finden an den Blüten der Blume des Jahres 2025 Nektar und Pollen © Cyrille Claudel

„Die Zerstörung unserer Moore muss enden. Ihre Entwässerung, die Abtorfung und zerstörerische landwirtschaftliche Nutzung müssen gestoppt werden, damit die groß­flächige Renaturierung endlich beginnen kann. Aber nicht nur Moore, auch artenreiche Uferzonen von Gräben, Flüssen und Teichen sind vielerorts zerstört. Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges zur Blume des Jahres 2025 setzen wir ein Zeichen für den dringend erforderlichen Schutz und die nachhaltige, konsequente Renaturierung dieser Lebensräume“, begründet Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung, die Wahl.


Blutrote Schönheit aus dem Moor

Das Sumpf-Blutauge (Comarum palustre) wächst bevorzugt im Randbereich von Hochmooren und auf schlammigen, offenen Böden von Niedermooren, aber es kommt auch in nährstoffarmen Gräben sowie am Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer vor. Von Mai bis August zieht seine auffällig purpurne, braune bis blutrote Färbung dort nicht nur unsere Blicke auf sich. Eine Vielzahl an Insekten, vor allem Wildbienen wie Baum-, Stein und Ackerhummeln sowie Fliegen, werden von ihr angelockt und für den Besuch mit zuckerreichem Nektar und Pollen belohnt. Das Sumpf-Blutauge gehört zur Familie der Rosengewächse, zu welcher nicht nur die namensgebenden Rosen, sondern auch viele Obstsorten wie Apfel oder Erdbeere zugeordnet werden. Stacheln oder essbare Früchte sind bei der Blume des Jahres aber nicht zu finden. Seine 20 bis 70 cm langen Stängel sind oft flaumig bis zottig behaart, die Blätter bestehen aus 3-5 unpaarig zusammengesetzten Blattfiedern. Während die Früchte heranreifen, erinnert die aufgequollene Blütenachse tatsächlich an eine Erdbeere. Es werden etwa 1,5 mm große Nüsse ausgebildet, die dank ihrer Hakenspitze zum Beispiel im Gefieder von Wasservögeln hängenbleiben und fortgetragen werden. Die Samen sind erstklassige Schwimmer und können bis zu 12 Monate an der Wasseroberfläche treiben, bis sie an einem neuen Wuchsort angeschwemmt werden. Das Sumpf-Blutauge breitet sich zudem über Erdsprosse aus. Diese sogenannten Rhizome werden bis zu einem Meter lang und wachsen untergetaucht im Wasser oder mit Vorliebe durch offenen, schlammigen Boden.

Blutstropfen, Teufelsauge oder Sumpf-Fingerkraut – im Volksmund ist die Blume des Jahres unter verschiedenen Namen bekannt. Doch auch in der Wissenschaft gibt es zwei Bezeichnungen. Ehemals als Potentilla palustris beschrieben, und somit den Fingerkräutern zugehörig, ergaben genetische Untersuchungen, dass das Sumpf-Blutauge die eigenständige Gattung Comarum bildet. Seit Anfang der 2000er heißt es daher Comarum palustre.


Früher großflächig verbreitet – heute zu Restvorkommen geschrumpft

Die Blume des Jahres 2025 ist auf helle, feucht-nasse und vor allem nährstoffarme Lebensräume angewiesen. Aber genau diese sind in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurückgegangen: Moore wurden durch Torfabbau, Entwässerung und anschließende Kultivierung zerstört; Gräben, Gewässer und Nasswiesen trockengelegt oder durch den Eintrag von Nährstoffen überdüngt. Diese Lebensräume sind für zahlreiche spezialisierte Pflanzen-, Pilz- und Tierarten verlorengegangen, in der Folge werden immer mehr Arten auf den Roten Listen geführt. Das Sumpf-Blutauge steht mittlerweile in allen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten.


Moorschutz ist Klimaschutz!

Intakte Moore sind die effektivsten und größten Kohlenstoffspeicher auf der Erde. Obwohl sie nur 3% der Erdoberfläche bedecken, binden sie in ihren Torfschichten ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs. Werden Moore entwässert, gelangt Luft in den Moorkörper, der Torf wird mineralisiert. In der Folge entweichen nicht nur riesige Mengen Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2), sondern zusätzlich auch Lachgas (N2O), dessen klimaschädliche Wirkung 300-mal höher ist als die des CO2. Entwässerte Moore werden so zur Treibhausgasquelle und tragen erheblich zum Klimawandel bei. In Deutschland sind Moorböden aufgrund unangepasster Bewirtschaftung und Entwässerung für ca. 2,5% bis 7% der jährlich vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich.

Mit dem Verlust wertvoller Moore steht also nicht nur das Überleben einer Vielzahl gefährdeter Arten auf dem Spiel – auch das Klima wird in erheblichem Maße beeinflusst.

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